Dänemark legt grüne Anleihen nach EU-Standard auf und legt damit die Messlatte für Staatsanleihen höher
- Dänemark wird der erste Staat sein, der Anleihen im Rahmen des EU Green Bond Standard (EUGBS) emittiert.
- Rahmenwerk, das vollständig auf die EU-Taxonomie abgestimmt ist und Projekte in den Bereichen Energie, Verkehr und Biodiversität abdeckt.
- Dieser Schritt setzt einen strengeren Maßstab für Transparenz und Integrität auf dem 2 Billionen US-Dollar schweren globalen Markt für grüne Anleihen.
Kopenhagen bereitet erste EU-konforme grüne Staatsanleihen vor
Dänemark bereitet sich auf den Eintritt in die Kapitalmärkte vor und wird die weltweit ersten Staatsanleihen gemäß dem EU Green Bond Standard (EUGBS) begeben. Dabei handelt es sich um einen Regulierungsrahmen, der für mehr Transparenz und Integrität im Bereich nachhaltiger Finanzen sorgen soll.
Die Anleihen werden auf der Grundlage eines neu entwickelten Rahmens bzw. „Factsheets“ ausgegeben, das von Sustainable Fitch geprüft und als konform sowohl mit der EU-Taxonomie als auch mit den weit verbreiteten Green Bond Principles der International Capital Market Association (ICMA) bestätigt wurde.
SEB, die nordische Bank, die bei einigen der größten grünen Emissionen Europas beratend tätig war, unterstützte die dänischen Behörden bei der Gestaltung des Rahmens.
Ein neuer Maßstab für die Staatsfinanzierung
Während mehrere europäische Staaten seit 2017 grüne Staatsanleihen emittiert haben, markiert die Übernahme des EU-Standards durch Dänemark einen Wendepunkt. Der Ende 2023 eingeführte EUGBS geht über freiwillige Grundsätze hinaus, indem er eine vollständige Taxonomie-Anpassung der förderfähigen Ausgaben vorschreibt.
Das bedeutet, dass mit den Erlösen aus Dänemarks bevorstehenden Anleihen nur Aktivitäten finanziert werden können, die den strengen Kriterien der EU für Klima- und Umweltverträglichkeit entsprechen. Zu den Förderkategorien gehören Subventionen für die Stromerzeugung aus Solar- und Windenergie, Investitionen in die Stromübertragungsinfrastruktur, die Elektrifizierung der nationalen Eisenbahn sowie Aufforstungs- und Feuchtgebietsrenaturierungsprojekte, die Kohlendioxid binden und gleichzeitig die Artenvielfalt fördern.
"Dieser Ansatz zeigt, wie Staaten bei der Mobilisierung von Kapital für eine nachhaltige Zukunft Führungsstärke beweisen können.," sagte Lars Eibeholm, globaler Leiter für nachhaltige Schuldenkapitalmärkte der SEB. Er fügte hinzu, dass Dänemarks Schritt zu einer Veränderung der Marktpraxis führen könnte, indem er bei staatlichen Kreditnehmern höhere Emissionsstandards verankert.

Governance und Glaubwürdigkeit
Durch die vollständige Anpassung an die EU-Taxonomie positioniert sich Dänemark als politischer Vorreiter innerhalb der EU-Klimaagenda. Im Gegensatz zu anderen Rahmenwerken, die eine teilweise Anpassung oder breitere Auslegung zulassen, verlangt das dänische Factsheet, dass 100 % der finanzierten Ausgaben die Schwellenwerte der Taxonomie erfüllen.
Sustainable Fitch bestätigte, dass das Rahmenwerk die drei Kernkriterien der Taxonomie erfüllt: wesentlicher Beitrag zu Umweltzielen, Vermeidung erheblicher Beeinträchtigungen anderer Ziele und Einhaltung sozialer Mindestschutzmaßnahmen.
Für Investoren und politische Entscheidungsträger bedeutet diese Angleichung mehr Sicherheit hinsichtlich der Umweltintegrität. Sie trägt auch dazu bei, Bedenken hinsichtlich des „Greenwashings“ zu zerstreuen, das zunehmend in den Fokus von Regulierungsbehörden und zivilgesellschaftlichen Gruppen gerückt ist.
Finanzierung der Energiewende
Die Entscheidung fällt in eine Zeit, in der Dänemark seine Energiewende weiter beschleunigt. Das Land erzeugt bereits mehr als die Hälfte seines Stroms aus Windkraft und investiert massiv in Offshore-Kapazitäten, Stromverbindungsleitungen und erneuerbaren Wasserstoff. Die Finanzierung über grüne Anleihen nach EU-Standard soll diese Projekte unterstützen und gleichzeitig Dänemarks staatliche Finanzierungsinstrumente diversifizieren.
Auch die Einbeziehung naturbasierter Lösungen, wie etwa der Wiederherstellung von Feuchtgebieten, ist bedeutsam. Dänemark gehört damit zu den wenigen Ländern, die die Biodiversität explizit mit anleihenfinanzierten Ausgaben verknüpfen. Dies spiegelt die breiteren Bemühungen der EU wider, „naturfreundliche“ Finanzierungen in ihren Regulierungsrahmen zu integrieren.
Auswirkungen auf den Markt
Der globale Markt für grüne Anleihen überschritt 2 das kumulierte Emissionsvolumen von zwei Billionen US-Dollar. Die staatliche Beteiligung bleibt jedoch im Vergleich zu Unternehmen und multilateralen Institutionen relativ gering. Dänemarks Schritt könnte andere Länder dazu bewegen, den EU-Standard zu übernehmen, insbesondere im Euroraum, wo das Interesse der Anleger an integren grünen Instrumenten weiter zunimmt.
Durch strengere Zulassungsregeln könnte Dänemark auch die Preisdynamik beeinflussen. Analysten weisen darauf hin, dass grüne Staatsanleihen aufgrund der starken Nachfrage ESG-orientierter Investoren typischerweise ein „Greenium“ erzielen – also etwas niedrigere Renditen als konventionelle Anleihen. Eine Anleihe, die explizit an Projekte gebunden ist, die der EU-Taxonomie entsprechen, könnte diesen Preiseffekt weiter verstärken und gleichzeitig Dänemarks Ruf für Haushaltsdisziplin und Klimavorreiterschaft untermauern.
VERWANDTER ARTIKEL: Deloitte Dänemark unterstützt Carlsberg Group bei der Bewältigung der neuen ESG-Gesetzgebung
Worauf Führungskräfte und Investoren achten sollten
Für Unternehmensemittenten bietet Dänemarks Ansatz einen Vorgeschmack darauf, wie der EUGBS die Erwartungen an die nachhaltigen Finanzmärkte letztlich verändern könnte. Multinationale Unternehmen, die in Europa tätig sind, könnten einem wachsenden Druck der Investoren ausgesetzt sein, sicherzustellen, dass ihre grünen Finanzierungsstrukturen den Taxonomie-Regeln entsprechen.
Für Investoren bieten die Anleihen eine frühzeitige Gelegenheit, Kapital mit größerer Sicherheit hinsichtlich der Umweltintegrität zuzuweisen. Allerdings werden die Überwachungs- und Berichtsstandards nach der Mittelverwendung geprüft.
Schließlich dient Dänemarks Emission politischen Entscheidungsträgern und Regulierungsbehörden als Fallstudie, wie staatliche Rahmenbedingungen mit den Nachhaltigkeitszielen der EU in Einklang gebracht werden können und gleichzeitig für Investoren attraktiv bleiben. Im Erfolgsfall könnte dies die Akzeptanz der EUGBS in ganz Europa und darüber hinaus beschleunigen.
Globale Relevanz
Dänemarks Beitritt zum EUGBS-Regime erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem Regierungen weltweit darüber ringen, wie sie Kapital in klimafreundliche Infrastruktur lenken können, ohne das Marktvertrauen zu untergraben. Indem Kopenhagen einen Präzedenzfall für staatliche Kreditnehmer schafft, testet die Stadt effektiv, ob strenge Regulierung mit Marktflexibilität koexistieren kann.
Das Ergebnis wird auch über Europa hinaus Resonanz finden. Länder, die grüne Staatsanleihen in Erwägung ziehen – von Kanada bis hin zu den Schwellenländern in Asien und Lateinamerika – werden beobachten, wie Dänemark Transparenz, Nachfrage und Preisgestaltung in Einklang bringt.
Bei Erfolg könnte die Emission die Rolle von Staatsanleihen als glaubwürdiges Instrument zur Finanzierung des Übergangs stärken und so Einfluss auf die globalen Standards nehmen, und das zu einer Zeit, in der die Glaubwürdigkeit grüner Finanzierungen zunehmend unter die Lupe genommen wird.
Folgen Sie uns ESG News auf LinkedIn







