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Porsche, BASF und BEST treiben chemisches Recycling von Altfahrzeugen voran

Porsche, BASF und BEST treiben chemisches Recycling von Altfahrzeugen voran

  • Pilotprojekt wandelt Autoschredderrückstände durch Vergasung in hochwertige Rohstoffe um.
  • Erster Versuch zur Eliminierung fossiler Rohstoffe durch den Einsatz biobasierter Rohstoffe wie Holzspäne.
  • Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass chemisches Recycling mechanische Methoden ergänzen und die Verbrennung komplexer Kunststoffabfälle reduzieren könnte.

Neue Wege für Autoabfälle

Die Porsche AG, BASF SE und das österreichische Technologieunternehmen BEST Bioenergy and Sustainable Technologies GmbH haben ein Pilotprojekt zum chemischen Recycling komplexer Kunststoffabfälle aus Altfahrzeugen abgeschlossen. Der Ende September durchgeführte Versuch konzentrierte sich auf Automobil-Schredderrückstände (ASR), ein Gemisch aus Schäumen, Kunststoffen, Folien und Farbpartikeln, das heute größtenteils der thermischen Verwertung zugeführt wird.

Für Porsche ist die Initiative Teil eines umfassenderen Bemühens, die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in den Fahrzeugbau zu integrieren. Das Unternehmen hat sich verpflichtet, den Anteil recycelter Materialien in seiner Flotte zu erhöhen und sich damit an Branchentrends und dem regulatorischen Druck in Europa zu orientieren, Abfall und Ressourcenabhängigkeit zu reduzieren.

Vergasung als Alternative zur Verbrennung

Die Partner nutzten fortschrittliche Vergasungstechnologie zur Verarbeitung der gemischten Abfälle. Bei hohen Temperaturen wurde der Abfall in Synthesegas umgewandelt, das zu Rohstoffen von vergleichbarer Qualität wie fossile Rohstoffe verarbeitet werden kann. Im Gegensatz zum mechanischen Recycling, das durch Verunreinigungen und Zersetzung eingeschränkt ist, können beim chemischen Recycling auch Kunststoffströme verarbeitet werden, die aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen als nicht recycelbar gelten.

Dieser Prozess war auch der erste, der vollständig auf fossile Rohstoffe verzichten, bei dem ASR mit erneuerbaren Rohstoffen wie Holzspänen kombiniert wird. Den Partnern zufolge erfüllen die resultierenden Materialien die Spezifikationen für Hochleistungskunststoffe, auch für sicherheitskritische Automobilanwendungen.

Unternehmensperspektiven

Dr. Robert Kallenberg, Leiter Nachhaltigkeit bei der Porsche AG, sagte, das Projekt liefere „eine Grundlage, um zu bewerten, wie wir die Kreislaufwirtschaft als Nachhaltigkeitsfeld bei Porsche weiterentwickeln und das chemische Recycling langfristig in unserer Strategie verankern können.“ Er fügte hinzu, dass neue Ansätze erforderlich seien, um den Zugang zu Recyclingströmen zu erweitern, die derzeit durch die Verbrennung verloren gehen.

Martin Jung, Präsident von Performance Materials der BASF Abteilung, betonte, dass keine einzelne Technologie alle Abfallströme abdecken könne.Wir legen Wert auf das mechanische Recycling und verbessern kontinuierlich seine Effizienz“, er sagte. „Doch um den verbleibenden Abfall zu bewältigen, der heute noch verbrannt wird, sind ergänzende Technologien wie das chemische Recycling erforderlich.“

BASF Performance Materials gestaltet gemeinsam mit seinen Kunden eine nachhaltige Zukunft
Martin Jung, Präsident von Performance Materials der BASF

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Auswirkungen für Industrie und Investoren

Das Altfahrzeugmanagement wird immer dringlicher, da Europa strengere Richtlinien zur Kreislaufwirtschaft und erweiterte Regeln zur Herstellerverantwortung anstrebt. Jährlich werden in der EU rund sechs Millionen Fahrzeuge verschrottet, wobei Hunderttausende Tonnen Altfahrzeuge anfallen. Der Großteil wird derzeit zur Energierückgewinnung verbrannt und trägt kaum zu den Zielen der Kreislaufwirtschaft bei.

Bei entsprechender Ausweitung könnte chemisches Recycling dieses Gleichgewicht verschieben. Für Automobilhersteller bietet es eine Möglichkeit, Recyclingziele zu erreichen und gleichzeitig die Abhängigkeit von neuen Polymeren auf fossiler Basis zu verringern. Für Investoren unterstreicht es die wachsende Nachfrage nach Technologien, die den Pool an nutzbaren Sekundärrohstoffen erweitern.

Der Pilot veranschaulicht auch, wie Kooperationsmodelle zwischen OEMs, Chemieproduzenten und Technologieanbietern kann die Einführung beschleunigen. Porsche erhält Zugang zu potenziellen Recyclingmaterialien für zukünftige Fahrzeuge; BASF erweitert sein Portfolio an Recyclinglösungen; und BEST demonstriert die wirtschaftliche Rentabilität seiner Vergasungssysteme.

Ausblick: Vom Pilotprojekt zur Skalierung

Während das Pilotprojekt die technische Machbarkeit bewiesen hat, hängt die Skalierung des chemischen Recyclings von ASR von der Kosteneffizienz, der regulatorischen Anpassung und dem Ausbau der Infrastruktur ab. Es bleiben Fragen zu Sammelsystemen, Zertifizierungsstandards für recycelte Rohstoffe und dem Emissionsprofil chemischer Prozesse im Vergleich zum mechanischen Recycling.

Dennoch unterstreicht das Ergebnis die Argumente für diversifizierte Recyclingwege. Für Führungskräfte und Investoren deutet es darauf hin, dass chemisches Recycling ein integraler Bestandteil künftiger Abfallstrategien werden könnte, insbesondere in Branchen mit komplexen, nicht mechanisch recycelbaren Kunststoffen.

Da Europa die Recyclingvorschriften verschärft und die Nachhaltigkeit der Lieferketten globaler Automobilhersteller zunehmend unter die Lupe genommen wird, werden Projekte wie dieses aufmerksam beobachtet. Ob Porsche und BASF vom Pilotprojekt zur kommerziellen Umsetzung übergehen, könnte dazu beitragen, wie kreislauffähig die Automobilindustrie im nächsten Jahrzehnt werden kann.

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