thyssenkrupp Nucera erwirbt Vermögenswerte von Green Hydrogen Systems
- Durch die Übernahme wird die Technologie zur alkalischen Wasserelektrolyse unter Druck mit bis zu 35 Bar gesichert, die für die Wasserstoffnutzung im industriellen Maßstab von entscheidender Bedeutung ist.
- Die Transaktion wurde nach behördlicher Genehmigung und gerichtlicher Zustimmung abgeschlossen und vollständig aus der Liquidität von thyssenkrupp nucera finanziert.
- Stärkt die industrielle Positionierung Europas im Bereich der grünen Wasserstofftechnologie im globalen Wettbewerb um die Führungsposition im Bereich saubere Energie.
Eine strategische Wette auf die nächste Phase des Wasserstoffs
Thyssenkrupp Nucera hat die Übernahme wichtiger Technologiewerte des insolventen dänischen Unternehmens Green Hydrogen Systems (GHS) abgeschlossen und stärkt damit seine Position auf dem globalen Elektrolyseurmarkt. Die von den Aufsichtsbehörden genehmigte und von einem gerichtlich bestellten Insolvenzverwalter überwachte Transaktion umfasst geistiges Eigentum und eine vollwertige Testanlage im dänischen Skive.
Der Kauf im Wert eines hohen einstelligen Millionen-Euro-Betrags, der aus vorhandenen liquiden Mitteln finanziert wird, markiert einen entscheidenden Schritt zur Erweiterung des Technologieportfolios von nucera. Das deutsche Unternehmen, bereits ein führender Anbieter von alkalischer Wasserelektrolyse (AWE), erhält nun Zugang zu fortschrittlichen Drucksystemen, die Wasserstoff bei Betriebsdrücken von bis zu 35 bar produzieren können.
Warum Drucktechnologie wichtig ist
Die Wasserstoffproduktion unter erhöhtem Druck ist keine technische Randbemerkung. Für Branchen wie die Chemie-, Raffinerie- und Stahlindustrie – Sektoren, die für die Dekarbonisierungsziele Europas von zentraler Bedeutung sind – ist komprimierter Wasserstoff oft eine Grundvoraussetzung. Die direkte Produktion unter Druck reduziert den Bedarf an kostspieliger nachgelagerter Kompression, verbessert die Effizienz und senkt den Energieverbrauch.
Durch die Integration der unter Druck stehenden AWE-Lösungen von GHS kann thyssenkrupp nucera ein breiteres Spektrum industrieller Anwendungen abdecken und sich in einer Zeit, in der der globale Wettbewerb in der Elektrolyse zunimmt, als vielseitigerer Lieferant positionieren.
Navigation in einem konsolidierenden Markt
Der Zusammenbruch von Green Hydrogen Systems hatte Bedenken hinsichtlich der Stabilität des europäischen Wasserstofftechnologiesektors geweckt, in dem viele Unternehmen in einem unsicheren Marktumfeld schnell expandieren. Für thyssenkrupp nucera bedeutet die Übernahme sowohl Konsolidierung als auch Chance.
Der Deal stellt sicher, dass jahrelange dänische Forschungs- und Entwicklungsarbeit nicht verloren geht, und ermöglicht Nucera, die Technologie in seine umfassendere Innovationspipeline einzubinden. Die Integration des GHS-Standorts Skive bietet ein fertiges Testfeld und verkürzt die Vorlaufzeiten in der Produktentwicklung.
Finanzierungs- und Governance-Dimensionen
Bemerkenswert ist, dass für die Transaktion keine externe Finanzierung erforderlich war – ein Signal an die Investoren, dass thyssenkrupp nucera trotz strategischer Akquisitionen seine Bilanzflexibilität bewahrt. Auch die Unternehmensführung spielte eine zentrale Rolle: Genehmigungen der Wettbewerbsbehörden und des Insolvenzgerichts waren Voraussetzung, was den Grad der regulatorischen Kontrolle im europäischen Cleantech-Sektor unterstreicht.
Diese regulatorische Einmischung spiegelt die übergeordneten europäischen Prioritäten wider. Der Green Deal der EU und die Betonung der strategischen Autonomie der EU im Bereich der sauberen Energietechnologien haben Wasserstoff fest auf die politische und industrielle Agenda gesetzt. Maßnahmen wie diese Übernahme tragen zu diesem Narrativ bei und tragen dazu bei, Europas industrielle Basis gegenüber ausländischen Konkurrenten zu sichern.
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Auswirkungen für Führungskräfte und Investoren
Für Unternehmensleiter und Investoren ergeben sich aus dem Deal mehrere Erkenntnisse:
- Die Technologiepfade gehen auseinander. Unternehmen mit flexiblen Elektrolyseportfolios – die sowohl Standard- als auch Drucklösungen abdecken – sind besser aufgestellt, um vielfältige Industriekunden zu bedienen.
- Die Konsolidierung beschleunigt sich. Kleinere Firmen mit starkem geistigem Eigentum, aber begrenzter Größe bleiben anfällig, während etablierte Akteure wie Nucera sie übernehmen können, um ihre Fähigkeiten zu erweitern.
- Das Policenrisiko ist erheblich. Die Wasserstoffentwicklung hängt nicht nur von der Technologie ab, sondern auch von der Stabilität der staatlichen Unterstützung und der regulatorischen Rahmenbedingungen.
Ein breiterer industrieller Kontext
Die Übernahme durch Thyssenkrupp Nucera erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem Regierungen in Europa, den USA und Asien Subventionen und Differenzverträge erhöhen, um die Entwicklung von sauberem Wasserstoff voranzutreiben. Das deutsche Unternehmen ist bereits weltweit an mehreren Gigawatt-Projekten beteiligt und stärkt mit diesem jüngsten Schritt seine Wettbewerbsfähigkeit bei Aufträgen, die eine leistungsstarke, druckbeaufschlagte Leistung erfordern.
Dänemark kann durch dieses Ergebnis wichtige technologische Vermögenswerte eines Unternehmens retten, das einst ein nationaler Vorreiter in der Wasserstoffinnovation war. Für Europa insgesamt ist es ein Beispiel dafür, wie Insolvenzverfahren intellektuelles Kapital in stärkere Hände zurückführen können, anstatt es verkommen zu lassen.
Weiter denken
Die nächste Herausforderung wird die Integration sein. Thyssenkrupp Nucera muss beweisen, dass es die GHS-Technologie in großem Maßstab auf den Markt bringen und gleichzeitig seine bestehende Projektpipeline weiter ausbauen kann. Im Erfolgsfall könnte das Unternehmen seine Führungsposition in der alkalischen Elektrolyse festigen, während auch andere Technologien wie PEM und Festoxid voranschreiten.
Die Übernahme mag finanziell bescheiden erscheinen, doch strategisch hat sie weit über Dänemark und Deutschland hinaus Bedeutung. Da der globale Wettlauf um die Industrialisierung von Wasserstoff immer schneller voranschreitet, wird die Sicherung bewährter Technologieplattformen ebenso wichtig wie der Ausbau der Elektrolyseurfabriken selbst.
Für die führenden Industrieunternehmen Europas ist die Botschaft klar: Die Wettbewerbsfähigkeit von grünem Wasserstoff wird nicht nur durch die Größe bestimmt, sondern auch durch die technologische Breite und die Fähigkeit, Lösungen einzusetzen, die den Realitäten der Schwerindustrie gerecht werden.
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